Mittwoch, 25. November 2009

"Sie sind hier in Bulgarien." - Eine kleine Anekdotensammlung

Hallo zusammen,

heute gab es eine lustige Begebenheit in meinem Projektunterricht und da fielen mir auch wieder einige andere Geschichten ein, die ich meinen geneigten Lesern natürlich nicht vorenthalten will!
Es folgt also eine ungeordnete Zusammenstellung kleiner Geschichten, die mir hier so im Schulalltag begegnen...

Der Bastelladen
Heute im Projektunterricht fragte ich die verschiedenen Gruppen, was sie für die Herstellung ihrer Modelle benötigten. Unter anderem brauchen die Schüler Styropor bzw. Papmaschee und fragten mich, ob ich wüsste, wo ich das kaufen könne.
Ich: Gibt es hier einen Bastelladen?
Schüler: Was???
Ich: Ein Geschäft, in dem man Sachen zum Basteln kaufen kann.
Schüler: Sie sind hier in Bulgarien!

Parasit
Deutschunterricht in der 11.Klasse, Konrad erzählt gerade etwas über...keine Ahnung...plötzlich geht die Tür auf und ein etwas abgerissener Typ im weißen Kittel kommt herein. Er guckt in die Runde und sagt nur: "Parasit!". Dann fängt er an, systematisch alle Schüler zu "untersuchen" - soll heißen: er geht durch die Reihen und guckt sich die Haaransätze an... Schnell fällt auf, dass er bei den Mädchen länger braucht als bei den Jungs ; ). Dann steht er vor mir (ich sitze hinten in der Klasse), guckt einmal fragend in die Runde und geht weiter. Schallendes Gelächter im Raum...
Ausländer sind also automatisch vor Kopfläusen gefeit?!

Aus der Reihe: Deutsche Sprache, schwere Sprache...
Eine Studentin hält ihre erste Unterrichtsstunde in der 11.Klasse. Ich bin auch dabei, weil ich dort viel lernen kann (heißt es...). Es ist üblich, dass bei den Verben die Form des Infitivs, das Präteritum und das Partizip II angeschreiben werden. Dann tauchte plötzlich das Wort verreisen auf...
verreisen, verriss, verrissen... : ) Super!

Nadja, eine Kollegin bei der ich in der 10.Klasse unterrichte, fragt mich in einem Gespäch: Was planierst du für die nächste Stunde. Ich bin erstmal vedutzt, schalte dann aber und antworte souverän: Deutsche Musik.

Reni, eine weitere Kollegin, und ich sitzen beim bulgarischen Arzt (ich war sehr doll erkältet vor einiger Zeit und sie schleppte mich dort hin...) im Wartezimmer. Reni erzählt mir, dass ihre Tochter und deren Kinder auch gerade krank seien. Die Tochter allerdings erst seit kurzem, denn sie hat sich bei den Kindern angezündet... Herrlich!

Zigeunersommer
Im Oktober habe ich eine kurze Unterrichtseinheit zum Oktoberfest gemacht. Natürlich bin ich im Auftrag der Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes vor Ort, weshalb ich den Schülern in diesem Zusammenhang viele wichtige Dinge beigebracht habe. Sie können jetzt im Chor: "O`zapft is!" sagen und wissen, was es bedeutet, wenn man sagt: "Ich habe einen Kater.". Das allerdings nur nebenbei... ; )
In meiner Präsentation zum Oktoberfest kam auch vor, dass der Termin des Festes verschoben wurde, weil das Wetter Ende Sptember in Deutschland besser ist. So kam dann der Begriff "Altweibersommer" ins Spiel. Die bulgarische Übersetzung ist "Zigeunersommer".
In einer 9.Klasse trug sich daraufhin das folgende Gespräch zu:
Schüler: Haben sie auch Zigeuner in Deutschland?
Ich: Ja, aber nicht viele und man begegnet ihnen auch anders als hier...
Schüler: Sie können unsere Zigeuner mitnehmen, wir wollen sie nicht!
Ich: sprachlos

Der Helfer des Hausmeisters...
...macht mir Angst! Ich habe ihn im Vorbereitungszimmer der Deutschlehrer kennengelernt und er findet mich gaaanz toll... Blöd: ich war zu nett! Jetzt: permanente Einladungen auf sein Wochenendgrundstück! Noch blöder: Mir gehen bald die Ausreden aus! Zusatzinformation zu IHM: ca. 40 Jahre alt, unrasiert und fettige Haar, untersetzt und reicht mir bis zur Schulter! Aaaahhhhh!!!

Nicht nur aus der Schule, auch aus meiner Wohnung gibt es mehr oder weniger lustige Begebenheiten zu berichten, die hier den Abschluss bilden sollen...

"Mitbewohner"
Ich ahnte nichts böses, als ich eines morgens aufwachte und mich so in meinem Zimmer umsah und dann sah ich ihn: groß und ekelhaft saß er an der Wand, ein Tausendfüßler. Ich, tierlieb und insektenfreundlich, wie ich bin ; ), versuche es also auf die nette Art und entschließe mich zu einer Befreiungsaktion des Tausendfüßlers mit Hilfe eines Glases + Deckel. Leider bin ich noch sehr verschlafen und das Mistvieh ist zu schnell für mich - entwischt und ward nicht mehr gesehen...
4 Tage später (ich hatte ihn schon fast vergessen) ist er wieder da, als ich von der Schule nach Hause komme. Mit Gänsehaut von den Füßen bis zu den Haarspitzen stehe ich ihm mit meiner neuen Waffe gegenüber, dem Kehrbesen! Ich schlage also wild daruf los, bis von dem Insekt keine Regung mehr zu sehen ist, kehre den mausetoten Tausendfüßler auf und befördere ihn nach draußen.
Alles gut, denke ich und erkläre in gedanken mein Zimmer zu einer tausendfüßlerfreien Zone!
2 Wochen später, ich gucke einen Film und bemerke plötzlich eine Bewegung über mir an der Wand! Noch einer!!! Ich hole sofort den Besen und die Schaufel und dann stehen wir uns auch schon gegenüber: er an der Wand (nichtsahnend) ich vor dem Bett. Ich schlage zu, der Besen hinterlässt eine leichte Farbspur an der Wand, doch: daneben! Ich habe nicht getroffen und das Ding ist auf meinem BETT gelandet! Oh man! Für den Bruchteil einer Sekunde bewegt es sich nicht, dann rennt es los Richtung Fußende und verkriecht sich zwischen Laken und Bettgestellt. Nein, denke ich, nein, nein, nein! Das ist mein Bett und das Ding wird dort nicht übernachten! Ich reiße also das Laken samt Matratze hoch, das Bett bricht halb zusammen und Monsieur befindet sich auch schon auf dem Boden unterwegs in Richtung Kleiderschrank. Ich schlage wild drauf zu und...bin am Ende der Gewinner! In meinem Körper wurde bei dieser Aktion so viel Adrenalin freigesetzt, dass ich morgens um 2:00 noch immer hellwach im Bett lag und die Wände anstarrte...
Nicht ganz so dramatisch, aber auch wieder sehr ekelhaft und mit viel Gänsehaut habe ich dann auch einige Tage später den dritten Tausendfüßler besiegt. Yeah!
Dann hat es mir gereicht und ich habe nun das stärkste Insektenspray in meinem Besitz, das im CBA (Supermarkt meines Vertrauens) zu finden war. Seit das zeug auf dem Schrank steht, habe ich allerdings keinen Besuch mehr von dieser Spezies bekommen!

Lost in translation
Vorwissen: (1) Meine richtige, menschliche Mitbewohnerin kann nicht besonders gut Englisch... und (2) ich hatte damit begonnen, abends die Eingangstür zu unserer Wohnung zu verschließen, da dort sonst jeder reinkommen könnte...
Folgende Situation spielte sich dann ab: Küche, früh am morgen. Ich stehe vor der Mikrowelle und warte, dass das Wasser für meinen Kaffee heiß wird. Sie kommt rein, guckt die Tür an, guckt mich an und fragt: "Are you closed?" Ich antworte mit "Yes.", denke mir aber, dass ich doch eingentlich gar nicht so verschlossen bin... : )

So, mehr Geschichten habe ich nicht im Angebot bzw. fallen mir grad nicht ein. Ich hoffe, dass es euch gefallen hat!
Ganz liebe Grüße an euch alle!

Samstag, 7. November 2009

ISTANBUL!

Es folgt die Geschichte eines Städtetripps, der diesen Namen auch wirklich verdient hat, in eine Stadt, die jeder der nur irgendwie kann, besuchen sollte: Istanbul!

Heidi hatte mich irgendwann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr nach Istanbul zu fahren, um dort ihren ehemaligen Mitbewoher Tobi und dessen Freundin Netti : ) zu besuchen? Ich zögerte nicht lange - eigentlich gar nicht - denn ich wollte unbedingt dort hin!
Also machten wir uns am Donnerstagabend mit dem Bus auf den Weg nach Istanbul... Im Bus kam zur Freude aller Passagiere (außer uns) eine unglaublich schlechte Kopie von Gladiator (auf bulgarisch - was sonst?, wobei der Ton entweder gar nicht da war oder es einem fast das Trommelfell zerriss...) und es waren ca. 30 Grad in diesem Gefährt, ansonsten war die Fahrt ok. Natürlich erreicht man die Grenze zur Türkei in der Nacht um 1, wenn man gerade eingeschlafen ist - logisch. Bis auf Heidi und mich schien das aber keinen zu stören, denn wir waren die einzigen Reisenden, die wenigstens versuchen wollten zu schlafen. Alle anderen kamen gar nicht auf die Idee, die Augen zu schließen. Ein alter Mann, der auf der anderen Seite des Busganges sozusagen neben mir saß verbrachte die gesamte Fahrt damit, konzentriert auf die Straße zu blicken - aus der 5. Reihe...
An der Grenze sorgten Heidi und ich dann für die Belustigung der anderen Mitreisenden, als wir es nicht kapierten, auf welcher Seite des Tisches wir uns für die "Bagage-Control" aufstellen sollten...

16.10.2009
Morgens um 6:15 kamen wir dann also am Istanbuler Busbahnhof an. Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, aber der ist tatsächlich noch größer als der Busbahnhof in Buenos Aires! Er hat sogar mehrere Etagen... Irgendwann fanden wir einen Bankomaten und dann auch die Metro und, Heidi sei dank, auch den Weg ins Zentrum. : ) Dort holten wir uns bei einem Schotten einen türkischen Kaffee und gesellten uns zu den Anglern auf die Brücke, um den Sonnenaufgang über dem Bospsrus anzusehen - ein mehr als würdiger Beginn für unseren Aufenthalt in dieser Stadt!
Anschließend machten wir uns auf den Weg Richtung Tobi und Netti, die allerdings noch schliefen und ihre Handys ausgeschaltet hatten... Also marschierten wir durch die Haupteinkaufsstraße der Stadt bis zum Taksim-Platz und wieder zurück...
Es sollte sich bis zum Ende unseres Tripps herausstellen, dass wir die erwähnte Straße nie wieder so leer sehen würden, wie an diesem Morgen um kurz vor 8!
Dann erreichten wir irgendwann Tobi und Netti und es gab erstmal ein leckeres Frühstück und noch mehr Kaffee - Heidi und ich tranken an diesem Tag sehr viel Kaffee... : )
Gegen Mittag begann dann die große Sightseeing-Tour, allerdings mit Einschränkungen, denn es regnete teilweise ziemlich doll...Also starteten wir mit dem Topkapi-Palast - ein rießiges Gelände mit sehr vielen Gebäuden, in denen die verschiedenen Sultäne plus Anhang lebten und herrschten.
Hier mal einige Eindrücke...
Der Eingang zum Palast
Blick über den verregneten Innenhof...
Touris auf der Stange : ) (später an diesem Tag gesellten auch wir uns kurz dazu)
Im Privatbereich des Sultans
Und noch ein Bild für Flori bzw. seinen Kommilitonen ; )

Mit dem Palast war natürlich erst der Anfang meiner langen Liste abgearbeitet, die ich mir zuvor im Internet zusammengestellt hatte - Heidi war bereits zwei Mal in Istanbul und hatte deshalb nicht ganz so viele Besichtigungswünsche...dafür ertrug sie meine mit großer Geduld. Und, was dann folgte kannte auch Heidi noch nicht: die große unterirdische Zisterne "Yerebatan". Über 300 Säulen (ich schätze so 30m hoch...keine Ahnung...) kann man dort über einen Holzweg durchqueren. Alles ist rot angeleuchtet, unten ist Wasser (worin rießige Karpfen schwimmen - wir dachten gleich an Weihnachten ; )) und dazu kommt Musik. Wirklich ne tolle Atmosphäre!
Anschließend gingen wir in die Blaue Moschee. Es gibt noch eine größere, die Hagia Sophia, aber dafür musste man erstens Eintritt zahlen (Palast und Zisterne hatten schon einiges verlangt) und außerdem wollten bei dem Wetter alle Touris dort hin, also entschieden wir uns für die zweitgrößte Moschee in der Stadt, aber von der Hagia Sophia hab ich trotzdem ein Bild - ganz ungezwungen posiert die liebe Heidi darauf... ; )
Hier noch einige Impressionen von der Blauen Moschee...

































Dass wir unsere Schuhe in der Moschee ausziehen mussten, führte nicht unbedingt dazu, dass Heidis Füße wieder trockneten, also machten wir uns dann erstmal auf den Weg zurück zu Tobi und Netti.
Später an diesem Abend aßen wir mit Tobi in einem kleinen Imbiss - typisch türkisch, mal wieder kein Plan, wie es hieß, aber echt lecker! Dann begann eine Kneipentour der besonderen Art, denn wir fanden uns irgendwann auf einer Terrasse über den Dächern von Istanbul wieder. Genauso verhielt es sich dann auch mit dem Club "Araf", der sich in der 5. oder 6. Etage eines Altbaus befand. Dort feierten wir in Tobis Geburtstag rein. Es lief so eine Art Balkan-Pop, durchaus tanzbar, vor allem nach den rießigen Glas Raki, das Tobi jedem von uns ausgab... ; ) Von der Tanzfläche aus konnte man über die Stadt blicken, ziemlich kuhl...

17.10.2009
Am nächsten Tag war dann erstmal ausschlafen angesagt...allerdings nicht bei Heidi, sie hatte bereits 40 Seiten gelesen, als ich mich zum ersten Mal umdrehte...
Nach dem Frühstück versuchten Heidi und ich dann unsere Rückfahrt für den Sonntagabend zu organisieren. Das war schwieriger als gedacht, denn die Busse fuhren eine andere Route auf dem Rückweg, sodass es für mich dann schließlich hieß: mit Heidi bis nach Ruse und dann wieder zurück nach VT. Na ja, es hätte schlimmer kommen können.
Dann machten wir etwas, was man sich auch nicht entgehen lassen sollte: Shoppen auf dem Istanbuler Basar. Heidi suchte nach einer Überdecke für ihr Sofa in ihrer Wohnung in Ruse, ich erspähte tolle Wandteppiche und uns beide wiederum fand ein netter junger Verkäufer in "seiner" Straße, der uns dann wiederum in einen "seiner" Läden in einer anderen Straße führte, wo wir schließlich fast 2,5h verbrachten. Der Typ war echt nett, aber es war schwierig mit ihm zu handeln...egal, den Spaß und die Erinnerung waren das Geld wert, was Heidi und ich dort ließen. Das ganze Gespräch begann schon unglaublich lustig mit den folgenen Sätzen:
Verkäufer (an Heidi gewand): You have beautiful blue eyes.
Verkäufer (an mich gewand): Both of you.
Heidi und ich hatten diesen Spruch bis dahin schon mehr als einmal gehört und verdrehten synchron die Augen, woraufhin sich der Verkäufer vor Lachen fast kringelte und dann schließlich meinte, dass er noch nie so ehrliche und sympathische Deutsche getroffen hätte, denen man alles, was sie denken, im Gesicht ablesen könnte. Damit war das Eis gebrochen.
Das "Verkaufsgespräch" endete, indem er uns fragte, was wir denn an diesem Abend vorhätten - Heidi und ich machten wieder unser Gesicht, er lachte und ließ uns ziehen. : )
Leider habe ich kein Bild von ihm oder seinem Laden...dafür aber von der "Lampenabteilung" des Basars:
Nachdem wir wieder bei Tobi und Netti waren, gingen wir mit den beiden zum Inder Essen. Mal wieder super lecker, vor allem der Mango-Lassi! Ich wollte der Kellnerin schon vorschlagen, dass sie den als Take-Away verkaufen sollten. : )
An diesem Abend kamen dann alle möglichen deutschen Erasmus-Studenten zu Tobis Geburtstagsparty. Sehr lustig war, dass die fast alle aus Berlin waren und an der Viadrina studieren!!! Zufälle gibt`s... Später gingen wir dann noch in den Club "Haymatlos", in dem Livemusik gespielt wurde. Auch wieder ein voller Erfolg...

18.10.2009
Der letzte Tag in Istanbul. Diesmal hatte Heidi fast 100 Seiten gelesen, als ich wach wurde...
Da es schon relativ spät war, als wir das Haus verließen, beschlossen wir, dass wir unseren Besuch mit einer Fahrt auf die asiatische Seite der Stadt ausklingen lassen wollen. Seltsamerweise erschien mir die asiatische Seite viel europäischer als die europäische! Aber auch sie ist jeden Besuch wert! Vor allem zum Shoppen wunderbar geeignet ; )
Hier einige Impressionen von der Überfahrt...
v.l.n.r.: Blaue Moschee, Hagia Sophia, Topkapi-Palast
Brücke über den Bosporus
Hafen und Kopfbahnhof auf der asiatischen Seite der Stadt
Und nicht zu vergessen: Beautiful blue eyes, both of you! ; )

Tja, und dann war das Wochenende in Istanbul auch schon zu Ende! Viel zu wenig Zeit für diese Stadt, ich will da unbedingt nochmal hin!
Auf der Rückfahrt wurde es dann noch richtig lustig...gegen 4Uhr morgens bekam eine alte Dame mit, dass Heidi ein bisschen Bulgarsich kann und dann musste sie Rede und Antwort stehen, wer wir sind, was wir machen, wohin wir wollen usw. Am Ende wusste der gesamte Bus über uns Bescheid : )
Zwei Theorien hatten sich bis zu diesem Gespräch bereits über uns unter den Mitreisenden verbreitet:
1. Wir sind Rumänen und haben irgendwas in Istanbul verkauft!
2. Wir sind Deutsche, die aus unerfindlichen Gründen über die Türkei nach Bulgarien einreisen...
Schon ein sehr lustiges Volk diese Bulgaren und viel Phantasie haben sie auch!

So, für heute hat meine Schreibe-Laune ein Ende...
Ich grüße euch alle ganz lieb und hoffe, dass ihr eine schöne Zeit habt, bei allem, was ihr gerade so macht!

switched off?

Am Wochenende vom 09. bis 11. Oktober fuhr ich mal wieder nach Ruse. : )
Ursprünglich hatten wir (Jeanette, Saskia, Alex und ich) einen Tripp nach Bukarest von Samstag zu Sonntag geplant, doch sowohl die Bus- als auch die Bahnverbindungen machten uns bereits am Freitagabend einen Strich durch die Rechnung - wir hätten entweder mitten in der Nacht aufstehen müssen oder wir wären nur 12h in Bukarest gewesen - beides keine Alternative für einen ordentlichen Städtetripp.
Wir gingen dann am Freitagabend alle gemeinsam in Ruse Essen, diesmal wirklich typisch bulgarisch und sehr lecker. Steffi und ich hatten alles, was sonst in einem Shopska-Salat ist (Tomaten, Gurken, Zwiebel, ganz viel weißer Käse und Salat) plus Eier in einem Tongefäß warmgemacht - keine Ahnung, wie es hieß, aber es war köstlich!

Am nächsten Tag machten wir dann trotzdem einen Städtetripp, allerdings in eine ganz andere "Metropole"... circa auf halben Weg zwischen VT und Ruse in Richtung Donau liegt der Ort "Svistov". Wir besuchten den dort ansässigen Boschlektoren Steffen, der das kleine Städtchen liebevoll "Switched Off" getauft hat. Das wussten wir schon vorher und somit erwarteten wir das Schlimmste und hofften das Beste! : )
Wir kamen also an der einzigen Bushaltestelle, mitten in der "Stadt" an, wo Steffen bereits auf uns wartete. Nach nur 5 Minuten Fußweg hatten wir dann auch schon das Zentrum (gleichzeitig zentraler Platz und Uni-Campus) durchschritten und saßen im nächsten Restaurant. Dort verbrachten wir gut 2,5h damit, Pizza zu essen und Kaffee zu trinken.
Und dann ging`s richtig los! Steffen machte mit uns eine Stadtführung!!! Nach einer halben Stunde waren wir wieder am gleichen Platz wie zuvor, entschieden uns dann aber für ein anderes Restaurant, um mal wieder Kaffee zu trinken... : ) Das klingt jetzt alles langweilig und doof, war es aber nicht. Steffen hat sich voll ins Zeug gelegt und wir hatten alle einen sehr lustigen Tag in Svistov, was so "abgeschaltet" dann doch nicht war. ; )

Es folgen die allseits beliebten Impressionen...

Auf dem Campus...vorn steht Alex, hinten Steffen - die beiden Mädels dazwischen sieht man auf diesem Bild nicht

Blick über Svistov

Wenn es irgendwo was zum Klettern gibt, ist Saskia nie weit weg...diese Jugend ; )

Auf dem "Berg" von Svistov

Dienstag, 3. November 2009

Die Deutschen kommen!

Ja, ich schreibe weiter! : )

Und: ja, da fährt man fast 2000km in ein fremdes Land, um dann nach ca. 3 Wochen gleich einen ganzen Haufen deutscher Schüler plus zwei Lehrer um sich zu haben!
Sie kamen also für eine Woche (30.09. bis 06.10.) aus Sangerhausen (Thüringen) her und machten so eine Art Schüleraustausch. Ich wurde als "Experte" natürlich gleich voll eingespannt und es hat auch echt viel Spaß gemacht! Durch den Besuch der deutschen Gruppe konnte ich an allen möglichen Ausflügen teilnehmen und hab viel von der Umgebung gesehen.

Die Gruppe war auch wirklich toll! Sehr aufgeschlossene deutsche Schüler, die nur wenig Mist gemacht haben (zumindest soweit wir es mitbekommen haben). Und auch die beiden Lehrerinnen waren richtig nett.
Ich versuche zu rekapitulieren, was wir alles gemacht haben...
Es begann mit einem Begrüßungstag in der Schule, an dem die bulgarischen und die deutschen Schüler jeweils ein kleines Programm für die anderen aufführten und wir alle zusammen den Film von Konrad (dt. Lehrer hier) zum 20. Jahrestag des Falls der Mauer gesehen haben. Dazu sage ich jetzt nichts... ach ja, und ich war mit der Gruppe dann auch gleich nochmal in Arbanasi - gleiches Handelshaus, andere Kirche, anderes Restaurant : )
Hier mal ein Foto von den deutschen beim Abschlusslied ihres Programms:

Am Wochenende des Besuchs der Deutschen hatte jeder Zeit für sich, so auch ich. : ) Also hab ich den komplett verregneten Samstag zu Hause verbracht (Danke Rike für das Buch!) und am Sonntag besuchten mich Heidi, Alex und Saskia. Die Drei hatte ich am Wochenende zuvor in Ruse kennengelernt und mit ihnen sowie Jeanette und Steffi meinen Geburtstag gefeiert. Alles echt liebe Menschen, vor allem die Heidi - wir sind sozusagen auf einer Wellenlänge. Sie arbeitet als Lektorin (natürlich über Bosch, wie sollte es auch anders sein) in Ruse an der Uni und Alex und Saskia (von uns anderen liebevoll "Die Kleinen" genannt) haben gerade Abi gemacht und sind jetzt für ein Jahr in Ruse an der Schule, als Sprachassistenten im Rahmen des Kulturweit-Programms der Bundesregierung usw.
Da das Wetter nicht ganz so toll war, haben wir nur die Festung, nochmal das hässliche Reiter-Denkmal und natürlich die Gurkon-Straße angesehen! : ) Ich habe inzwischen wirklich gute Stadtführer-Qualitäten meinten die Drei. Auf der Festung wollte Saskia dann unbedingt die Glocke zum Klingen bringen, wodurch das folgende Bild entstand:

Mit den Deutschen machte ich dann noch einen weiteren Ausflug. Es ging zunächst nach Gabrovo - die Stadt des Humors! Sie haben dort einen etwas speziellen Humor, der vor allem von der Geizigkeit der Einwohner handelt. Ein Beispiel: Die Gabrovoer sind so geizig, dass sie ihren Katzen den Schwaz abscheiden, weil dann die Tür nicht so lange offen steht und es nicht so kalt wird. Beweise? Hab ich!
Wir waren dann außerdem noch in dem Freilichtmuseum Etara. Dort hat man ein komplettes altes Handwerkerdorf am Fluss nachgebaut.
Es gibt viele kleine Geschäfte und super leckeren "echten bulgarischen Kaffee", der allerdings auf die türkische Art gemacht wird! : ) Na ja, von den Türken haben die Bulgaren offiziell auch nichts übernommen...ihre eigenen Erfindungen sind zum Beispiel auch Airan und Döner! Dafür fehlen mir jetzt allerdings die Beweise...
Dann waren wir auch noch in einer Höhle und in einem Kletterpark. In der Höhle "baro kiro" war es mal wieder ziemlich gefährlich, weil es keine richtigen Wege gab und wir im Halbdunkel über nasse Steine kletterten, aber es war wirklich spannend. Ziemlich beeindruckend war ein großer "Raum" in dem die Leute kleine Stutinki (bulgarisches Kleingeld) an die Wände geklebt haben. Man drückt das Geld an die Wand und durch die Feuchtigkeit bleibt es hoffentlich dran kleben...dann geht der größte Wunsch in Erfüllung. Auch hier warte ich noch auf Beweise... ; )

Am Tag des Rückfluges der Deutschen waren wir dann noch alle zusammen in Varna. Ich hatte mich sehr darauf gefreut und wollte dafür auch die Strapazen einer nächtlichen Busfahrt (Ankunft in VT um 4:30 morgens, Schulbeginn 8:50...) auf mich nehmen, um das Meer zu sehen. Doch Varna ist nicht sehr schön - sehr touristisch und das bisschen Strand dann auch noch zugebaut...aber, man muss eben alles mal gesehen haben.
Es gab allerdings einen großartigen Sonnenuntergang über der Stadt - für den hat es sich dann doch wieder gelohnt! : )

Was im September so geschah...

Hallo zusammen,

ich weiß, ich weiß! Ich hab ewig nicht mehr geschrieben und das tut mir ehrlich leid, aber es lag einfach daran, dass sich hier die Ereignisse sozusagen überschlagen. Aber ich werde nun die heutige Nacht nutzen, um einen ausführlichen und chronologischen Bericht in mehreren Teilen abzufassen. Dazu habe ich sogar eigens einen Schreibplan angefertigt! Oh man...

Es beginnt im September:
An meinem zweiten Wochenende hier verreiste ich selbst nicht, sondern bekam Besuch von Jeanette aus Ruse. Sie kam am Samstagvormittag an und wir erkundigten erstmal zusammen die Stadt. Ich zeigte ihr das hässliche Denkmal und die schöne Gurkon-Straße, wir aßen und tranken königlich in einem tollen Restaurant und besichtigten einige Kirchen sowie die Stadt im Allgemeinen. Abends wanderten wir dann noch zur "Central Mall", einem großen Einkaufszentrum (und wahrscheinlich der Hauptaufenthaltsort der meisten Schüler), weil wir dort ins Kino wollten. Es gab "Inglourious Basterds", aber Jeanette ist nicht so der Tarantino-Fan und man soll die Leute nicht zu ihrem Glück zwingen... Wir kauften uns dann kuzerhand die "Twilight"-DVD und machten uns bei mir einen schönen Filmabend.

Am nächsten Morgen ging es dann los Richtung Arbanasi. Das ist ein kleiner Ort, 4km von VT entfernt, welcher für seine Architektur aus dem 16./17. Jhd. als Weltkulturerbe ausgezeichnet ist. Es gibt dort viel zu sehen: alte Handelshäuser, Kirchen und Klöster - alles wie kleine Festungen gebaut.
In meinem Reiseführer stand, dass man dort hinwandern könne, also sind wir losgelaufen. Was nicht im Reiseführer stand: man muss so einige Höhenmeter auf einem schmalen Pfad überwinden (insgesamt brauchten wir 2h, mit vielen Pausen) und, was der Resieführer nicht wissen konnte: ein Motocross-Fahrer hatte sich den gleichen Weg für seinen Wochenend-Ausflug ausgesucht! Er "überholte" uns erst (wir sprangen ins Gebüsch, er preschte vorbei) und dann kam er uns wieder entgegen, wobei wir wiederum im Gebüsch landeten, weil der gute Mensch die Bremse nicht finden konnte - alles sehr aufregend!
Aber: Wir haben sowohl den Berg, als auch den Motocross-Fahrer überwunden/besiegt, hier ist der Beweis:
Für den gefährlich-beschwerlichen Aufstieg wurden wir dann auch mit einem tollen Ausblick über die Stadt und die Berge des Zentralbalkans belohnt:
Und auch das Dorf Arbanasi war die Reise wert. Wir besuchten ein altes Handelshaus, eine Kirche und ein aktives Frauenkloster. Das war wirklich spannend zu sehen, wie die Menschen dort leben. Im Kloster selbst herrschte eine ganz besondere Atmosphäre, denn es wurde (noch) nicht restauriert und so ist alles schwarz von Ruß und man kann von den Bildern meist nur noch die Heiligenscheine sehen... Hier einige Inpressionen aus Arbanasi:

Das Frauenkloster

Das Handelshaus

Am 22. September war dann der bulgarische Nationalfeiertag. Deshalb hatten wir ein langes Wochenende und mussten aber den ausgefallenen Montag am darauffolgenden Samstag nachholen! So etwas würde in Deutschland nicht passieren... ; ) Jedenfalls war in VT echt viel los, weil die Stadt ja die alte Hauptstadt ist und so...und es kamen viele wichtige Politiker und haufenweise Besucher. Ich fühlte mich an die Potsdamer Schlössernacht erinnert, wo man eigentlich auch lieber flüchten möchte. Ich strütze mich dann auch erst abends in die Massen, um die Sound and Light Show an der Festung zu sehen. Die war auch wirklich toll! In ganz vielen verschiedenen Farben wurde die Festung zu einer Musik angestrahlt. Man kann es nur schwer beschreiben und ich konnte es nicht fotografieren, also schlage ich vor, dass ihr euch selbst ein Bild macht, indem ihr einfach mal "Sound and Light Veliko Tarnovo" bei den einschlägigen Suchmaschinen eingebt!

So, so viel erstmal zum September! Ich starte gleich mit dem nächsten Eintrag, versprochen! : )

Donnerstag, 17. September 2009

Fahnenappell 2/2

Irgendwie konnte ich nach den letzten zwei Bildern nicht weiter schreiben...seltsam.

Gut, was kann ich noch berichten, bevor ich meinen heutigen Roman beende?
Genau: Schule! : )
Also gestern ging es ja dann los und ich hatte auch gleich 5 Stunden Vertretung für Konrad - alles halb so wild, denn die Vorbereitung dafür hat genau 20 Minuten gedauert. Da ich die Stunden nicht allein machen darf, war Stella mit dabei und auf die Frage, was wir machen wollen, sagte sie: freies Gespäch. Alles klar...ich hab mir dann 25 Fragen im Stil von "Was ist dein Lieblingsessen?" ausgedacht, um erstmal rauszufinden, wie die Schüler eigentlich sprechen können. In der 9.Klasse war es schwierig, denn sie lernen erst seit einem jahr Deutsch und haben ständig mit Stella bulgarisch gesprochen. Aber in der 10. und 11.Klasse lief es wirklich gut, vor allem die Mädels aus der 11. hatten viel zu erzählen und die Stunde ging vorbei wie im Flug.
Insgesamt sind die Schüler total süß und jedes Mal, wenn sie mich sehen sagen sie "Hallo" oder "Guten Tag". Insgesamt ist es vor allem in Hinblick auf Tempo und Stoffmenge doch ein großer Unterschied zwischen Muttersprachlern und Fremdsprachenlernern - gut für mich, so habe ich mehr Zeit für die Gurkon-Straße! ; )

Heute war ich dann für zwei Stunden mit bei Konrad im Unterricht und danach bei Reni, um mal zu gucken, wie die bulgarischen Deutschlehrer so unterrichten. Bei Reni hab auch ich nochmal so einiges über die Passiv-Bildung lernen können und auch ein paar bulgarische Vokabeln aufgeschnappt. Die Schüler haben mich natürlich immer und überall ausgequetscht - sie wollen vor allem immer wissen, wie es mir hier gefällt und was ich vom Essen halte. Bei den ganzen Empfehlungen, die ich bis jetzt bekommen habe, müsste ich eigentlich nur noch Essen gehen...

Heute gab es dann noch ein Highlight: Konrad und ich wurden für den lokalen Radiosender interviewt! Jep, wir steigen hier zu echten Pädagogik-Helden auf... ; ) Nein im Ernst, wir haben erzählt, was wir hier machen, welche Unterschiede zu Deutschland bestehen und solche Dinge. Konrad war unterschwellig teilweise ziemlich kritisch - jetzt hängt alles von Margeritas Übersetzung ab ; )

So, das war erstmal alles für heute. Ich werde mich bemühen in Zukunft die Abstände meiner Einträge kürzer zu halten, um euch und mich nicht den ganzen Tag nur mit diesem Blog zu beschäftigen...

Ich grüße euch alle ganz lieb aus dem 1950km entfernten VT! Arlett.

Fahnenappell 1/2

Hallo zusammen,

es hat sich vieles getan, seit ich das letzte Mal etwas geschrieben habe, also stellt sich mir nun die Frage: Wo fange ich an?
Am meisten interessiert euch alle wahrscheinlich erstmal die Absicherung meiner Grundbedürfnisse. Darüber braucht sich allerdings niemand Gedanken zu machen, denn es ist alles super! Ich habe festgestellt, dass es ziemlich wichtig ist, Internet zu haben, da ich sonst keinen Kontakt zu Außenwelt aufrecht erhalten kann... deshalb bin ich auch mehr als froh, dass ich jetzt eine gute W-Lan-Verbindung hier im Haus habe. Vorher habe ich das Internet ja von der Nachbarin...genutzt ; ) Es war stressig, denn der Empfang schwankte stark und ich saß sozusagen zwei Tage völlig auf dem Trockenen. Aber jetzt ist alles gut! : )
Dann habe ich es endlich mal geschafft einige Bilder von meiner Unterkunft zu machen! Los geht es mit meinem kleinen Zimmerchen:
Ich habe das zweite Bett mit Hilfe einer Supermarkttischdecke, wie ich finde, ziemlich erfolgreich in eine Couch verwandelt! Ansonsten gibt es natürlich auch noch einen Schrank und eine kleine Garderobe in der Ecke, die man hier nicht sehen kann. Hinter dem Schreibtisch müsste an der Wand eigentlich eine Heizung sein, aber bis jetzt wurde sie noch nicht eingebaut. Ich bekomme allerdings einen Radiator, wenn es kälter wird. Absolute Stromverschwendung, aber ich will ja auch nicht erfrieren...
So, dann geht es weiter mit der kleinen Küche:
Wer jetzt vielleicht zufällig stehen sollte, dem empfehle ich nun, sich zu setzen, denn es folgt das Bad... bzw. Nasszelle trifft es wohl eher ; )
Der Blitz reißt einiges raus, so glänzt es normalerweise nicht, aber immerhin: Wasser aus Wand! Und natürlich darf ich euch den absoluten Knaller nicht vorenthalten: Der Blick aus dem Badfenster...
...direkt in den Geräteschuppen, oder was auch immer sich in diesem Raum verbirgt! Aber keine Sorge, es ist weniger als halb so schlimm, wie es aussieht. Und es hat sogar etwas Gutes: Meine Spinnenphobie wird durch dieses "Fenster" automatisch therapiert ; )

So weit also zu meiner Wohnsituation. Insgesamt fühle ich mich hier echt wohl und bin total zufrieden, zumal der Preis auch unschlagbar ist: ca. 135Euro pro Monat!

Doch, obwohl ich mich dort so wohl fühle, verlasse ich mein gemütliches Zuhause natürlich auch, um die bulgarische Welt zu erkunden. So geschehen auch am letzten Sonntag, als ich mich auf den Weg nach Ruse (ca. 100km nördlich von VT an der Grenze zu Rumänien; 1,5h Busfahrt für 3,50€!) gemacht habe, um Jeanette zu besuchen. Ich kannte sie vorher nur per Mail, aber wir haben uns vom ersten Moment an gut verstanden. Das macht vor allem die weitere Wochenend- und Ausflugsplanung spannender!
Jeanette ist für 5 Monate als Praktikantin in der Elias Canetti Stiftung in Ruse. Dort gibt es ein wahres Nest mit deutschen Frauen, denn außer ihr sind da noch Steffi (seit einem Jahr Kulturmanagerin) und inzwischen auch Heidi (Bosch-Lektoren-Programm). Wir werden also in Zukunft eine Mädels-Kombo! Offensichtlich schickt die Bosch-Stiftung lieber deutsche Frauen als Männer auf den Balkan ; )
Jedenfalls haben Jeanette und ich uns gemeinsam Ruse angesehen. Die Stadt ist ganz anders als VT: weniger alte Gebäude und verwinkelte Gassen, dafür mehr Parks und große Plätze mit Springbrunnen und Denkmälern - alles ziemlich sowjetisch angehaucht, aber schön. Wir waren dann auch im teuersten Hotel der Stadt (Hotel Riga), um von der 16.Etage aus Bilder zu machen. Leider war es etwas bedeckt, aber hier trotzdem mal einige Impressionen...
Der Blick über die Donau nach Rumänien.
Und der Blick über die Stadt Ruse. Wie gesagt, viel weniger alte Häuser, dafür um so mehr im Platten-Stil.

Neben dem Ausflug nach Ruse war ich auch noch viel in VT unterwegs. Am Montag bin ich, nachdem mir Margarita beim Kauf einer bulgarischen Pre-Paid-Handykarte geholfen hatte (ich selbst war zuvor kläglich gescheitert...), nochmal zum bereits erwähnten Asen-Denkmal gegangen. Ihr erinnert euch - zweites bulgarisches Reich usw.? Richtig! : ) Jedenfalls ist dieses Denkmal auf einer Landzunge und nur über eine Brücke zu erreichen. Da Montag nicht gerade der Ausflugstag schlechthin ist, war ich (so hatte ich jedenfalls das Gefühl) der einzige Mensch auf diesem Stückchen Erde. Prinzipiell kein Ding, allerdings wurde die ganze Geschichte dann doch ziemlich unheimlich, als ich mich den Asen-Reitern näherte... Diese Dinger sehen aus wie eine Mischung aus Nazgul und Dementoren. (Wer "Herr der Ringe" und "Harry Potter" kennt, der weiß jetzt, wovon ich rede. Alle anderen müssen googeln ; )) Ich hab dann nur kurz ein paar Bilder gemacht und bin wieder gegangen...
Zu meiner eigenen Aufheiterung und für euch nun zu allgemeinen Belustigung, hab ich dann mal die Selbstauslöserfunktion meiner Camera ausprobiert. : ) Vorweg eine Bitte an alle, die auch nur im geringsten eine Ahnung vom Fotografieren haben: Sagt einfach nichts! Danke ; )
Ich werde allerdings, trotz der Begegnung mit den unheimlichen Reitern, noch einmal auf die Landzunge gehen, denn dort befindet sich die Bildergalerie, eine Ausstellung, die mir inzwischen oft empfohlen wurde.

Am Dienstag war es dann soweit: erster Schultag! Ich sollte um 8:30 in der Schule sein und wusste eigentlich gar nicht so richtig, was passieren würde - nur so viel war klar: kein Unterricht! Es stellte sich dann heraus, dass es nur eine feierliche Eröffnung des Schuljahres auf dem Schulhof geben würde. Dazu mussten sich alle Schüler in einem Viereck auf dem Hof aufstellen, nach Klassen sortiert. Dann wurde die bulgarische Nationalhymne angestimmt und die Landesflagge gehisst. Darauf folgte die Schulhymne und der Aufmarsch dreier Fahnenträger mit der Schulfahne. Dann noch ein paar weitere Lieder, eine laaaange Ansprache der Direktorin und schließlich der Einzug jeder einzelnen Klasse, geordnet nach Jahrgängen und begonnen bei den Kleinsten, in das Schulhaus. Es war ein ziemlich interessantes Spektakel, zumal es niemand so wirklich ernst genommen hat. Vor allem durch die Kleidung der Mädels glich die ganze Sache eher einer Cat-Walk-Geschichte als es einem Fahnenappell... Ich habe keine Bilder davon gemacht, hätte einen komischen Eindruck hinterlassen, glaube ich.
Einen interessanten Brauch gibt es außerdem bei dieser Veranstaltung: Die Lehrer bekommen Blumen - alles ist dabei, von einzenlen Nelken oder Rosen bis hin zu großen Sträußen. Am Ende stehen dann diese kleinen Frauen mit Blumen überhäuft auf dem Schulhof und versuchen auf dem Weg ins Schulgebäude nicht alles fallen zu lassen. Insgesamt ist es wohl ein Zeichen des Respekts von den Schülern an die Lehrer. Ich selbst habt dann auch kräftig abgesahnt, als die Lehrer im Anschluss versuchten, einige ihrer Sträuße wieder loszuwerden. Seit Dienstag riecht es jetzt immer schön nach Blumen in meinem Zimmer und es ist auch bunter. : )

Nach der Eröffnung des Schuljahres war ich Margarita zusammen in der Stadt und sie hat mich ein bisschen rumgeführt (zum Glück waren wir nicht beim Asen-Denkmal ; )). Während unseres Rundganges hat sie gefühlte 100 Menschen auf der Straße getroffen und die meisten dachten, dass ich ihre Tochter wäre - ich gehe also schon nach knapp einer Woche als Bulgarin durch ; )
Jedenfalls hat sie mir auch die Gurkon-Straße (benannt nach einem General, der das Land von den Türken befreite und in dieser Straße empfangen wurde...ich hab beim ersten Mal Gurken-Straße verstanden und Margarita damit herrlich zum Lachen gebracht) gezeigt, die ich sofort zu meinem Lieblingsplatz in der Stadt erklärt habe. Es ist eine der ältesten Straßen der Stadt: viele kleine und große Fachwerkhäuser reihen sich aneinander und viele davon sehen so aus, als würden sie jede Minute den Hang hinunterfallen oder einfach zusammenbrechen. Hier mal einige Eindrücke...